Kochen reisen lesen gucken

[Trigami-Review]

Gourmetreise nennt sich ein Magazin, dass online wie offline einiges zu bieten hat. Wobei ich die Namensgebung zuerst etwas verwirrend fand – möchte mich da jemand zu exklusiven Kochkursen auf die Griechischen Inseln anwerben? Zum Austern-Spicken auf die Malediven verlocken?

Der erste Einduck der Webseite gourmetreisen.de ist: Tafelsilber statt Plastiklöffel. Wenn eine Webseite nach Hochglanz aussieht, dann diese. Spontan kann ich mir das Gefühl vorstellen, die dazugehörige Prinproduktion, ein viermal jährlich erscheinendes Magazin für „Entscheidungsträger und Mitarbeiter der Gastronomie-, Hotellerie- und Kreuzfahrtbranche“ (so der Pressetext zur Erstausgabe des Magazins vor rund zwei Jahren), in den Händen zu halten. So etwas liegt in Hotellobbys aus (und nicht im Hotel „Zum zerbrochenen Stuhlbein“, sondern eher im „Interconti“) oder in der ersten Klasse eines Business-Fliegers. Und so etwas stammt aus Graz, dem pulsierenden Herz der Steiermark, dem urbanen Marktplatz der Region. Der Stadt, die in Deutschland kaum einer kennt …

Hochglanzwebseite eines Hochglanzmagazins

Auf der Webseite finden sich Anrisstexte der aktuellen Ausgabe und ein Archiv. Die Vollbeiträge sind leider nur Premium-Mitgliedern zugänglich. Das wird man aber schon für 19,90 Euro jährlich und bekommt dann auch die gedruckte Version dazu.

Neben einem Küchenalphabet und Gourmettipps, letztere in voller Länge wieder nur für die Premiummitglieder einsehbar, existiert eine nette kleine Sammlung leckerer Kochvideos (für alle), die ausgefallene Rezepte wie „Hummer auf Rucola mit Erdbeeren auf Wasabi“ (ich hätte das nicht netter erfinden können), aber auch Basics wie „Crème brûlée“ oder „Das perfekte Steak“ vorstellen. Restauranttipps zur gehobenen Gastronomie sowie eine Auswahl von Starköchen in Deutschland und Österreich dürfen nicht fehlen.

Auch zum Thema Wein gibt es eine Online-Sektion, mit kleinem Wein-Knigge und redaktionellen Beiträgen, die wiederum als Ganzes den Premium-Mitgliedern vorbehalten sind. Unter „Die besten Winzer“ kann man Weingüter nach Ort, Rebsorte oder auch Namen suchen. Natürlich findet sich für Südbaden das Weingut Dr. Heger in der Datenbank, aber erstaunlicherweise sonst nichts weiter mit der Postleitzahl 79… Aber Baden hat noch mehr zu bieten, hier wäre eine größere Artenvielfalt wünschenswert!

Hochglanzgastronomie?

So wie überhaupt die Hotel- und Gastronomieempfehlungen arg handverlesen zu sein scheinen. Mehr Bodenhaftung wäre hier vielleicht nicht verkehrt, aber das ist ein Kritikpunkt, den man insgesamt an den Großmeistern der Gourmetkunst haben kann.

Lust auf mehr – mehr Geld im Portemonnaie, damit man mehr Reisen machen kann – machen die Gourmetreisebeschreibungen schon in den längeren Anrisstexten. Was mag sich im Bereich für die Premium-Mitglieder noch an köstlichen Empfehlungen verbergen?

Schließlich kann man sich auch noch registrieren, um einen Bereich „Meine Gourmetreise“ betreten zu können. Wozu der nützlich sein könnte, erfährt man leider vorher nicht. Meine Hoffnung ist zwar nicht, die Premiuminhalte durch eine bloße Registrierung einsehen zu können, aber vielleicht flattern ab jetzt ja kleine Werbegeschenke (Trüffel-Probepackungen? Gewürz-Probier-Sets? Weinproben-Gutscheine?) zu mir ins Haus? Schlussendlich scheint es aber nur darum zu gehen, sich Inhalte der Seite in einen „Favoriten“-Bereich ablegen zu können.

Mein Fazit

Ein leichtes Staunen über das, was den Profi-Gourmet (und den, der es gerne wäre) bewegt und was er allem Anschein nach zu lesen wünscht. Aber auch ein Interesse daran, genau das einmal hautnah zu erleben. Der Blick in das Reich der Geschmackvollen und Schönkochenden mit Tipps, wo man sie auch einmal erleben könnte, wenn man kann, ist schon reizvoll. Auf jeden Fall lohnend sind die Helferlein in Sachen Wein- und Küchenlatein und absolut empfehlenswert ist die kleine Videosammlung.

0 Kommentare zu “Kochen reisen lesen gucken

  1. Das kann man so sehen, muss man aber nicht 😉 Es gibt halt für jedes Magazin seine Zielgruppe. Ich würde mir auch nicht das „Frau mit Schmerz Rezeptheft Kochen mit Schmalz“ oder so anschauen. Wenn ich mal Infos über die „gehobene Küchenwelt“ haben möchte, halte ich die Seite und ggfs. die Publikation für gar nicht verkehrt. Redaktionell – nun, da habe ich nicht unbedingt mein Herz verloren, aber es sind gut gemachte Artikel, ohne Zweifel. Die Frage ist halt, ob man sich für die Themen interessiert, aber das kann ja jeder selbst entscheiden. Ich würde für mich sagen: manchmal ja, manchmal nein.

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Martina 17:19