Wirsing habe ich als Kind nur gegessen, wenn meine Großtante ihn zubereitet hat. Als Vorschulkind habe ich oft Zeit mit ihr verbracht und war vormittags mit ihr in der Küche. Dabei hatte ich immer das Gefühl, dass das alles ewig lange braucht. So hat sie den Wirsing erst blanchiert, dann durch den Fleischwolf gedreht und den Brei schließlich mit Fondor gewürzt noch stundenlang köcheln lassen, bis wirklich alle Vitamine draußen waren. Dann wurde das Ganze noch mit einer Mehlschwitze gebunden und schließlich mit Maggi gewürzt.
Maggi war eines der wichtigsten Gewürze bei Tisch. Spinat ohne Maggi war undenkbar. Mein Oma hat Maggi in das Ei für die Panade von Koteletts gegeben. Allerdings hatte ich irgendwann mal weniger Lust darauf. Ich erinnere mich an einen Sonntagmittag. Auch wenn meine Mutter behauptet, ich hätte nie aufessen müssen, ich saß doch oft noch alleine am Esstisch mit kalten Resten vor mir, wenn es mir mal wieder überhaupt nicht geschmeckt hat. Das Radio lief, während meine Eltern entweder im Wohnzimmer vorm Fernseher saßen oder zu einem Mittagsschläfchen übergegangen waren. An jenem Sonntag mümmelte ich also wieder vor mich hin und war plötzlich vom Anblick eines Glases Wasser inspiriert: Ich schüttete soviel Maggi rein, bis es die Farbe von Apfelwein hatte, den mein Vater oft Sonntags zum Essen genoss. Liebe Kinder: Vorsicht! Wasser mit Maggi ist ein vortreffliches Brechmittel! Ich verschwieg, warum ich so plötzlich und so heftig das ungeliebte Essen rückwärts von mir gab. Ein bisschen berechnend war das ja schon …. sollten sie doch sehen, was die Zwangsernährung für Auswirkungen auf mich hat! Probiert habe ich das indes nie wieder; es war wirklich widerlich!
Heutzutage mache ich Wirsing viel schneller und unkomplizierter. Die Zubereitung braucht weniger als eine Stunde, das Ergebnis ist lecker. Finde ich. Und nach Kohl riecht es in der Wohnung auch nicht, wenn man das Zeug nicht ewig kochen lässt.
Zutaten
- 1 Wirsing
- 1 handvoll geräuchterter Bauchspeck, gewürfelt
- 1 Zwiebel, in Würfel geschnitten
- Instant-Gemüsebrühe
- etwas Sahne
- Salz, Pfeffer, Muskat
- 1 EL Öl
Zubereitung
Wirsing der Länge nach vierteln, Strunk herausschneiden. In Streifen schneiden (ca. fingerdick) und die Streifen gründlichi waschen. Zügig arbeiten, damit man nicht den Geschmack rauswäscht.
Öl in einem großen Topf erhitzen, Specjwürfel anbraten. Wenn sie Farbe bekommen, die Zwiebelwürfel dazugeben und weiterbraten, bis auch sie anfangen, Farbe zu nehmen. Jetzt den tropfnassen Wirsin in den Topf geben, Deckel auflegen und die Hitze ein wenig herunterschalten. Kontrollieren, dass nichts ansetzt. Nach ca. 10 Minuten dürfte der Wirsing soweit zusammengefallen sein, dass man umrühren kann. Eventuell muss man etwas Wasser in den Topf geben, damit nichts anbrennt. Mit Gemüsebrühe und Pfeffer würzen. Ca. 40 Minuten köcheln lassen, dann ist der Wirsing schön weich. Mit dem Pürierstab grob pürieren, Sahne einrühren und mit Salz und Muskat abschmecken.
Hat die „Lotta“ erfunden. Kocht täglich. Steht vor allem auf asiatische Küche und Hausmannskost. Mag keine Tiefkühlprodukte und keine Bandnudeln. Isst alles außer … Grünkohl!
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So kannte ich das Rezept noch nicht. Ich werde es einmal probieren.