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Kulturwirtshaus Max & Moritz in Kreuzberg – die Flammkuchenhölle

Es gibt ja Kultur und Kultur. Kulturschaffende regen sich gerne mal auf über die inflationäre Benutzung des Wortes Kultur: Wohnkultur, Streitkultur, Mobilitätskultur, Reisekultur, Kulturreise … Esskultur.

Das Max & Moritz in Kreuzberg ist eine wunderschöne altberliner Kneipe mit viel Kultur. Auf zwei Etagen verteilt bietet sich hier viel Platz zum Sitzen, Plaudern, Tagen, Veranstalten. Essen? Hm, naja. Esskultur ist irgendwie nicht die Stärke. Zumindest was das Thema „Flammkuchen“ anbelangt.

Preislich liegt das Max & Moritz im Mittelfeld. Es gibt eine kleine Auswahl angenehmer Weine aus Portugal, Spanien der Pfalz und Baden für zwischen 3,50 € und 3,90 € pro 0,2 l,  diverse Biere, jeden Tag ein anderes als „Bier des Tages“ für 3,00 € pro 0,2 l, Säfte, Spirituosen …

Eine größere Anzahl sehr deftiger Speisen findet sich auf der Karte, viel Kasseler und Kraut und Kram. Und eine ganze Seite mit „Elsässer Flammkuchen“.

Es kann nur einen geben.

Elsässer Flammkuchen, im Gegensatz zur neapolitanischen Pizza scheint das noch keine eingetragene Marke mit eigenen EU-Herstellungsrichtlinien zu sein. Das ist schade, denn mit Flammkuchen wird viel Schindluder getrieben in letzter Zeit.

Ein traditioneller Flammkuchen besteht aus einem hauchdünnen Hefeteig mit Schweineschmalz. Die Auflage besteht aus saurem Rahm, Zwiebeln und Speck. Für mich gibt’s da nichts anderes, keine Kompromisse. Dünnen Teig mit Kochschinken und Ananas kann man meinetwegen „Hawaii-Kuchen“ nennen oder „Mir wird mal kurz schlecht“, aber niemals Flammkuchen, schon gar nicht „Elsässer Flammkuchen“.  Nein, nein, nein.

Was im Max & Moritz mit den armen Dingern gemacht wird, grenzt an Körperverletzung (für den Esser) und Rufschädigung (für Flammkuchen). Die Varianten:

Wenn ich sowas lese, muss ich schonmal um Fassung ringen: Nicht ein „echter“ Flammkuchen dabei! Hauptsache exotisch. Preise von 6 bis 9 € sind für Flammkuchen auch nicht von Pappe. Aber wenn etwas kulinarisch überzeugen kann, bitte. Nur: Wenn man „Flammkuchen“ mit dem billigsten Emmentaler, der gerieben zu bekommen ist, bewirft, auf dass die Oberfläche versiegelt wird und im abgekühlten Zustand an die Struktur von Waschbeton erinnert (und ähnlich hart ist), wenn man in der Lage ist, so etwas zu tun, welche Hoffnung besteht dann noch darauf, dass irgendeine der anderen Varianten besser sein könnte? Die Variante Krabben, Spinat, Knoblauch und Schafskäse möchte ich mir gar nicht vorstellen, war mir doch nach dem Flammkuchen mit Zwiebeln, Lauch und Käse schon so schlecht, dass ich beinahe froh war, von Salz und sonstigen Gewürzen verschont geblieben zu sein.

Auch die Käsespätzle sahen übrigens sehr seltsam aus (hätte man mir nicht gesagt, dass es welche sind, ich hätte es nicht erraten). Die Salate sehen aber alle durchweg lecker aus, mehr kann ich mangels eigener Erfahrung nicht dazu sagen. Insgesamt scheint mir aber salzarmes Kochen als Parole ausgegeben worden zu sein.

Wie auch immer: Ambiente eine glatte 1, Service eine 2 (freundlich, aber nicht immer zur Stelle, wenn dann aber schnell), die Getränke gut, das Essen sollte man sich vorher gut überlegen.

Kulturwirtshaus Max & Moritz

Oranienstrasse 162
10 969 Berlin 36 (Kreuzberg)
Parterre und 1. Etage

www.maxundmoritzberlin.de [1]

Öffnungszeiten:
täglich ab 17 Uhr