Mein neuer Liebling ist mir letzte Woche bei ebay auf den Bildschirm gekommen. Eigentlich suchte ich nach einer erschwinglichen Küchenwaage. Wie kam ich bloß drauf? Kollege L. aus Switzerland mit seinem Pizzarezept. Sehr feine Gewichtseinheiten. Und von Foodblog zu Foodblog schicker werdende Küchenwaagen.
Als im Frühjahr meine IKEA-Designerwaage endgültig ihren Geist aufgab (schick, aber das versenkbare Display war doch auf die Dauer empfindlich), substituierte ich mit einem Gerät vom Discounter, das beim ersten Nässeeinbruch wohl einen Kurzen bekam und seitedem nicht mehr wollte. Küchengeräte, die keinen Tropfen Wasser vertragen, sollten verboten werden! Also bin ich kurzerhand wieder auf die alte mechanische Küchenwaage umgestiegen, die schon vor meiner Geburt brav ihren Dienst getan hatte. Aber das gute Stück wiegt doch sehr ungenau, und seit es mir einmal beim Herunterholen vom Schrank aus der Hand geglitten war, war es auch etwas schief und ich traute ihm nicht mehr so ganz. Die Skala ist in 5 Gramm-Schritte unterteilt, das ist nun auch nicht der Knüller. Nun. Jedenfalls landete ich bei ebay, um diesen Mangel endlich mal zu beheben.
Ich denke, ich habe nach Küchenwaagen gesucht und dort nach einer möglichst kleinteiligen Skala. Aber anstatt auf die High-Tech-Waagen im dreistelligen Eurobereich anzuspringen, fiel mir die ungewöhnliche Skala einer Waage ins Auge, die sicher schon 60 Jahre auf dem Buckel hat. Und ich habe mich sofort verliebt … Die Waage, auf der noch „D. R. Pat.“ prangt (Deutsches Reichspatent, von 1919 bis 1945 gültig) hat eine sehr ausgefeilte Technik. Anders als bei meiner Waage, deren waagerechte Skala von 0 bis 500 geht, und unter der ein weiteres Gewicht in Schritten zu 0,5 kg verschoben werden kann, ist bei der Mikro (so wird das gute Stück benannt, und das ist wohl der Patentname dieser speziellen Skala) die waagerechte Skala in 100 Gramm-Schritten einrastbar. Von dort aus dreht man an einem dicken Gewicht eine Skala von 0 bis 98 stufenlos, in angezeigtn 2 Gramm-Schritten. Das Wiegeergebnis ist so sehr genau, aber auch schnell abrufbar. Sie ist wundervoll.
Ich war noch nie eine Freundin elektrischer Küchenhelfer. Über viele Jahre hatte ich keinen Handrührer (und ich überlege gerade wieder, ob ich ihn wirklich brauche). Ich besitze einen ESGE Zauberstab mit kleinem Blitzhacker, für beides bin ich sehr dankbar. Eine Küchenmaschine hätte nirgends Platz und ich wüßte auch nicht so recht, wozu ich sie verwenden soll. Zwar kann ich per Hand keine niedrig temperierten Hefeteige herstellen wie Herr L., aber das ist zu verschmerzen. Andererseits bin ich ja auch der Meinung, dass ein Hefeteig zwingend die Berührung der und Bearbeitung durch die Hände braucht, sonst kann er nichts werden. Wieder eine funktionelle Waage zu besitzen, die mir auch ohne Strom ausreichend exakte Ergebnisse liefert (ich habe noch eine elektronische Apothekerwaage, wenn es mal im Hundertstel-Gramm-Bereich sein muss), finde ich heutzutage eigentlich sehr modern. Ich bin zufrieden … 🙂
Hat die „Lotta“ erfunden. Kocht täglich. Steht vor allem auf asiatische Küche und Hausmannskost. Mag keine Tiefkühlprodukte und keine Bandnudeln. Isst alles außer … Grünkohl!
die Makroversion dieses Prinzips steht bei uns auch noch herum, aber unterhalb 10 g ist damit nichts zu wägen.
Hm, ja, unter 10 g könnte es ungenau werden. Allerdings bin ich auch eher eine „frei Schnauze“-Köchin, die einfach dazuschüttet (und ab und an Schiffbruch erleidet). Rezepte mit Mengenangaben im Mikro- und Makrobereich sind nix für mich. Oder ich nehme die Feinwaage, die ich sonst zum Abwiegen der Zutaten beim Seife kochen verwende. Aber bisher habe ich die nicht für Lebensmittel benutzt. Bei den meisten Sachen im niedrigen Bereich (Frischhefe oftmals) teile ich einfach die vorhandene Menge so lange, bis ich meine, mich angenähert zu haben. So bleibt’s halt doch meistens Hausmannskost … 😉 Für’s Kunstvolle und Professionellere sind halt andere zuständig, die (du) können (kannst) das auch besser.