Basmatireis: geschummelt, verdorben, ungenießbar

Vor einigen Tagen fiel mir die August-Ausgabe der Zeitschrift Test der Stiftung Warentest in die Finger. Dort prangte in fetten roten Lettern der Schriftzug „Basmatireis“ und darunter in kleinerer schwarzer Schrift „Jeder zweite mangelhaft“. Nun gehört Basmati-Reis neben Jasminreis zu meinen Reis-Favoriten in der Küche, zumindest wenn orientalische oder asiatische Gerichte auf den Tisch kommen. Daher war ich natürlich sehr gespannt auf den Artikel.

Aber erstmal ein kleiner Ausflug zu Wikipedia, um etwas mehr über den Basmatireis herauszufinden. So stammt der stark duftende Basmatireis ursprünglich wohl aus Afghanistan und wird heute am Fuße des Himalaya in verschiedenen indischen und pakistanischen Provinzen angebaut. Für seine Klassifizierung gibt es den sogenannten Code of Practice on Basmatirice den man unter anderem bei der britischen Rice Association nachlesen kann. Danach sind von den vermarkteten Basmati-Sorten 15 von den indischen und pakistanischen Behörden zugelassen. Diese dürfen bis zu 7 Prozent Fremdreis enthalten. Nach deutschem Recht sind diese Regeln wohl unverbindlich, was dann zum Teil auch das Ergebnis des Tests erklärt. Und dieses Ergebnis ist erschreckend!

Von den 31 getesteten Produkten erhielten nur 7 ein gutes Testurteil, 6 befriedigend, 2 ausreichend und sage und schreibe 16 ein mangelhaft – unglaublich! Die Gründe für die mangelhaften Testurteile sind vielfältig. Teilweise war es einfach nur die minderwertige Reisqualität. So heißt es bei dem Aldi(Süd)-Reis „Le Gusto Basmati Reis Aromatischer Duftreis“: „Viele abgebrochene Spitzen. Riecht leicht modrig“. Insbesondere fehlerhafte Gerüche wie „modrig“, „muffig“, „nach Jutesack“ oder „ranzig“ finden sich zuhauf. Und das keineswegs nur bei irgendwelchen Billigprodukten – wo man ja immer noch sagen könnte „Qualität hat halt ihren Preis“. Nein, sogar der teuerste lose, weiße Reis – der „Oryza Spezialität Himalaya Basmati“ – roch nicht nur leicht muffig, sondern sogar schimmlig. Klar, dass es dafür nur ein mangelhaft geben kann – und dafür zahlt man satte 5,38 € pro Kilo! Den Oryza-Reis hatte ich vor einiger Zeit mal aus Verlegenheit gekauft, weil es keinen anderen Basmatireis im Edeka gab, und ich fand ihn geschmacklich auch recht enttäuschend.

Aber es geht noch schlimmer. Gleich fünf Produkte enthielten zu viel Fremdreis. Von 16% beim „Sheherazade Basmati Reis“ bis zu unglaublichen 100% Fremdreis bei Pennys „Macariso Basmati Reis Spitzen-Langkorn“ und Rewes „4 Kochbeutel Basmati Reis Langkorn“. Auch wenn das nach deutschem Recht zulässig ist, für mich sind derartige Schummelprodukte ein absolutes No-Go! Ach ja, den Sheherazade-Reis hatte ich auch mal probiert. Ich kann zwar nicht bestätigen, dass er zuviel Fremdreis enthielt – weil mir jetzt irgendwie die Laborausstattung für DNA-Tests fehlt 😉  – aber die sensorische Beschreibung, dass er etwas muffig und nach Jutesack riecht, traf bei meinem Test zu.

Doch damit nicht genug: Pestizidrückstände waren wohl in allen Produkten nachweisbar. Selbst die Bio-Basmati waren davon nicht gänzlich frei, mit Ausnahme des Produktes von Alnatura! Aber es gab noch mehr Chemie. Bei etlichen Produkten fanden sich deutliche Hinweise, dass der Reis in Containern transportiert wurde, die mit Methylbromid begast wurden, um Schädlingsbefall während des Transports zu verhindern. Auch wenn kein Produkt die gesetzlichen Höchstwerte überschritt und somit angeblich für den Verbraucher kein gesundheitliches Risiko besteht, so bleibt die Gefahr für die Arbeiter, die das Gift einsetzen und der schädigende Effekt auf die Ozonschicht. Und es gab noch mehr Gift zu finden. Wird Basmatireis zu feucht gelagert, so kann sich Schimmel bilden. Natürlich gibt es auch für die Gifte, die die Schimmelpilze produzieren, gesetzliche Höchstwerte. Schlimm, dass zwei Produkte nach Angaben von Stiftung Warentest diese Grenzwerte überschritten haben: der Macariso von Penny (der jetzt schon zum zweiten Mal sehr unangenehm auffällt) und das Bio-Produkt „Green Echter Basmati-Reis braun“. Damit waren beide nicht verkehrsfähig und hätten eigentlich nicht verkauft werden dürfen!

Noch ein Wort zu den vorgegarten Produkten. Davon gab es im Test drei und alle erhielten ein „mangelhaft“. Geschmacklich eine Katastrophe enthalten diese Produkte übrigens nicht nur gegarten Reis, sondern auch noch Fette, Salz und diverse Zusatzstoffe. Davon sollte man wirklich die Finger lassen. Soviel Zeit wird man doch wohl haben, um Reis frisch zuzubereiten. Und wem die traditionellen Methoden zu schwierig sind, der kann immer noch zum Kochbeutel greifen, da kann dann nichts mehr schief gehen.

So, nach all dem Horror… es gab auch gute Produkte im Test: Beim losen weißen Reis waren der klare Testsieger „Tilda Pure Basmati Rice“ (ca. 4,70 € pro Kilo) der nicht nur geschmacklich herausragte, sondern auch von einwandfreier Qualität und frei von Fremdreis war. Den gibt es aber wohl nur in Asialäden. Beim losen Vollkornreis war der „Basmati Reis Vollkorn“ von Alnatura der beste, dicht gefolgt vom (teureren) „Davert demeter Echter Basmati Reis duftender Naturreis“.

Ich hoffe doch sehr, dass Stiftung Warentest bald einen Nachtest durchführt. Nicht nur um zu bestätigen, ob die guten Produkte auch gut geblieben sind (das ist leider nicht immer der Fall), sondern auch, um zu sehen, welche Konsequenzen die Looser aus den desaströsen Testergebnissen gezogen haben. Hier kann man übrigens den vollständigen Testbericht für 1,50 € lesen.

5 Kommentare zu “Basmatireis: geschummelt, verdorben, ungenießbar

  1. Guten Tag!

    Ich habe gestern bei EDEKA eben diesen OrazyHimmalaya-Basmatireis gekauft.
    Heute Mittag habe ich schon beim Öffnen derPackung einen muffigen, und wie nach „Gift“ richenden Geruch wahrgenommen.

    Geschmeckt hat er auch eher muffig und fad.Jetzt habe ich mich entschlossen ,diesen nun an die Firma Erazy nach Hamburg zu schicken.

    Bei meiner Suche im Internet habe ich sofort diesen Link gefunden.Danke!

    Gibt es denn Reaktionen seitens des Handels?

    Ingrid Clajus

    Danke und

  2. @Ingrid Clajus: also ich konnte nicht feststellen, dass sich in einem der Supermärkte, wo ich mehr oder weniger regelmäßig einkaufe, was geändert hätte. Der Oryza-Kram nimmt noch immer einen breiten Raum im Regal mit dem Reis und den Hülsenfrüchten ein. Ich habe halt für mich die Konsequenz aus dem Test gezogen und Oryza-Produkte von meinem Einkaufszettel verbannt.
    Bin ja mal gespannt, welche Reaktion du auf das eingeschickte Produkt erhältst. Wäre schön, wenn du die hier posten würdest.

  3. Pingback: Und wieder wird geschummelt – diesmal mit Balsamico

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Basmatireis: geschummelt, verdorben, ungenießbar

Jürgen 11:11