Gutes Olivenöl muss nicht teuer sein – und teures nicht gut

Die Zeitschrift Test der Stiftung Warentest ist für mich die erste Wahl, wenn es um unabhängige Verbraucherinformation oder Produkttests geht. Egal ob es um das Aufdecken von Mogelpackungen, Warnungen vor unnützen Produkten oder Vertuschungsversuche der Bahn anläßlich des Winterdesasters geht, die von Werbekunden unabhängige Stiftung liefert mit ihrer Publikation regelmäßig sehr gut gemachte Warentests. Diese sind stets transparent dargestellt, so dass jeder für sich entscheiden kann, welche Schwerpunkte für ihn mehr oder weniger wichtig sind. Nicht immer sind die Kriterien unstreitig nützlich. Der Fund von Mineralölen in Produkten, die in Recycling-Kartons verpackt waren hat dies jüngst erst gezeigt. In Tests wurden solchen Verpackungen in der Vergangenheit als ökologisch angesehen und positiv bewertet.

Gerade bei Lebensmitteln ist es für den Verbraucher nicht gerade einfach die Qualität der Produkte festzustellen. Ob ein Produkt schmeckt oder nicht, kann man ja durchaus noch selber herausfinden. Aber wie sieht er mit der chemischen Qualität aus oder mit der Schadstoffbelastung? Ist das Produkt sortenrein oder verpfuscht wie kürzlich der Basmatireis? Und wer mag schon dutzende Produkte durchprobieren? Da bin ich für einen unabhängigen Test dankbar.

Der Test über Olivenöl erschien im April 2010. Und er war auch wieder sehr interessant. Die  Spannweite der getesteten Produkte reichte dabei vom Billigöl vom Discounter für 3,45 € pro Liter, über Bio-Produkte im Bereich 10 bis 20 €/l bis zu hochpreisigen Ölen für die man fast 60 €/l auf den Tisch legen muss. Dabei erreichten gerade mal 4 der 28 getesten Olivenöle eine gutes Testurteil, 15 ein „befriedigend“, 3 ein „ausreichend“ und 6 fielen mit einem „mangelhaft“ durch. Dabei gab der Preis kaum Auskunft über die zu erwartende Produktqualität. So bekamen die beiden teuersten Olivenöle im Test lediglich ein „befriedigend“ (Herdade dos Grous, ohne Herkunftsangabe, 50 €/l), bzw. „ausreichend“ (Roi Carte Noir, Herkunftsangabe: Ligurien, Argentina-Tal, D.O.P., Riviera Ligure, 57 €/l). Wobei letzteres wenigstens geschmacklich gut und ausgewogen war, aber nur eine befriedigende chemische Qualität und eine fehlerhafte Deklaration hatte (was zu einer Abwertung führte). Was der Test auch ergeben hat: Unter 6 €/l gibt es keine guten Öle. Für 3,45 € bekommt man, wenn man Glück hat,  ein Olivenöl mit einem „befriedigend“ (Casa Morando von Aldi Nord), aber ebenso gut auch Schrott wie das „Bellucino“ von Norma, das „mangelhaft“ abschnitt. Aber wie sieht es mit den guten Ölen aus? Testsieger war das Bio-Produkt „LaSelva“ aus italienischen Oliven für 19,30 €/l (die Preisangaben sind übrigens immer mittlere Preise). Dicht gefolgt von „Cucina“ (Herkunftsangabe: D.O.P. Terra di Bari – Castel del Monte), das es bei Aldi Süd in der Halbliterflasche für umgerechnet 6 € den Liter gibt. Gut abgeschnitten hat auch das Lidl-Produkt Italiamo (auf Platz 4). Es ist mit 12 €/l allerdings doppelt so teuer wie das Aldi-Öl.

Das  Olivenöl vom Aldi hatte ich schon vor dem Test probiert und fand es sehr schön. Nach diesem Testergebnis wird es jetzt seinen festen Platz auf meinem Einkaufszettel bekommen. Den Testsieger würde ich gerne auch mal probieren, aber bisher habe ich ihn weder beim Edeka noch beim Toom oder Rewe gefunden.

Fazit

Lebensmittel einfach nach dem Motto zu kaufen „teuer = gut“ führt allzu oft in die Irre. Und auch die aufwändig beworbenen Markenprodukte geben überhaupt keine Gewähr für ordentlichen Qualität. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass das Gegenteil der Fall ist: Je mehr Aufwand für die Platzierung und Bewerbung einer Marke getrieben wird, desto weniger Mühe scheint man sich mit der Produktqualität zu geben (war beim Basmati-Test sehr gut zu sehen).

Den vollständigen Testbericht Olivenöl kann man sich übrigens auf der Website der Stiftung Warentest für 2,50 € herunterladen.

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Gutes Olivenöl muss nicht teuer sein – und teures nicht gut

Jürgen 12:17