Die hessische Küche ist nicht gerade als Gourmetküche bekannt. Das liegt zum einen daran, dass die Leute gar nicht ahnen, was alles zu Hessen und somit zur hessischen Küche gehört.
Da gibt es die Frankfurter Küche, die profitiert hat von der Tatsache, dass es in einer Freien Reichsstadt mehr und andere Zutaten gab als auf dem Land. Da gibt es die Küche Rheinhessens, deren Rezepte eindeutig rund um das Thema „Wein“ kreisen, mit sehr viel feineren Geschmäckern als die Küche aus den hessischen Mittelgebirgsregionen. Dort wurde nach ihrer Einführung die Kartoffel so richtig heimisch, und löste auf dem Speiseplan des einfachen Hessen die Getreidebreie ab. Die Küche aus Hessens ländlichen Gebieten bietet allerlei Variationen von Kartoffeln, Sahne und Speck. Als Klöße, Aufläufe, Kuchen fanden sich diese Grundzutaten immer wieder und zeugen vom kargen, harten Leben der Bauern.
Im Kochbuch „Kulinarische Streifzüge durch Hessen“ von Hans Joachim Döbbelin fand ich ein Rezept für „Schepperlinge“, einer Art Kartoffelpfannkuchen die, wie so viele Gerichte in Hessen, zu einer Tasse Kaffee gehören. Beim Verrühren der Zutaten und später, als sie aus dem Backofen kamen, hatte ich die Assoziation von rauen, abgearbeiteten Bauernhänden, die in der einen Hand die zusammengerollten Schepperlinge, in der anderen einen groben Hafen Kaffee halten, und es roch nach Heu und nach Erde und ein bisschen nach Stall …
Auf dem Foto mein Erstlingswerk. Die Kaffeetasse stammt noch von meinem Großvater, der aus dem Zweiten Weltkrieg nicht zurückgekehrt war, und soll seine Lieblingstasse gewesen sein.
Die Schepperlinge an sich – nun. In der Variante aus dem Kochbuch fand ich sie geschmacklich „altmodisch“, wie etwas aus Kindertagen. Mehr aber nicht. Ganz unten füge ich ein Alternativrezept an „Bad Wildunger Schepperlinge“, das eine Variation des Rezepts mit Hefe darstellt, was ihrer Konsistenz sicher gut tut. Das werde ich nochmal ausprobieren.
Zutaten (für die hier abgebildete Menge)
- 200 g Kartoffeln, gerieben
- 1 altbackenes Brötchen
- knapp 1/4 l Milch
- 1 Ei
- Speck (in meinem Fall aus Mangel an Speck: Olivenöl)
- Butter
Zubereitung
Brötchen in heißer Milch einweichen und glatt rühren. Ich habe noch mit dem Pürierstab nachgeholfen, vielleicht war das aber zu glatt. Geriebene Kartoffeln etwas abgießen, dabei die Stärke auffangen und zurück zum Teig geben. Ei dazurühren.
In dem Rezept fettet man nun eine Backblech mit einem Stück Speck ein und setzt darauf dann die Fladen. Weil ich nur eigenen Bauchspeck, nichts aber von richtigen Schweinen greifbar hatte, habe ich ein Stück Backpapier aufs Blech gelegt (spülfaul wie ich bin) und das mit etwas Olivenöl ausgepinselt. Machte an sich einen guten Eindruck. Bei 200°C lässt man die Schepperlinge ca. 20 Minuten backen. Man bestreicht sie noch heiß mit Butter und trinkt eine gute Tasse Kaffee dazu.
Das Alternativrezept von der Seite des Hessischen Rundfunks:
Rezept für 6 Personen
Zutaten:
- 3 kg Kartoffeln
- ¾ Würfel Hefe
- ¼ l Milch
- 8 gehäufte El Mehl
- 2-3 Eier
- Salz
- Zucker
- Butter
- Speck
Zubereitung:
Hefe, Milch, Zucker und Mehl zu einem Hefeteig ansetzen und gehen lassen. Die Kartoffeln schälen und reiben. Die Masse durch ein Haarsieb abtropfen lassen, das Kartoffelwasser auffangen. Die sich absetzende Kartoffelstärke später dem Kartoffelteig zugeben.
Kartoffeln, Eier und eine Prise Salz zum Hefeteig geben.
Eine gusseiserne Pfanne auf dem Herd erhitzen und mit einer Speckschwarte einreiben.
1 – 2 Esslöffel Kartoffelteig in die Pfanne geben und mit einem Pfannkuchenmesser nach außen verteilen.
Die Schepperlinge hellbraun backen, vorsichtig lösen und von der anderen Seite fertig backen.
Sie werden sofort heiß serviert. Man bestreicht sie dünn mit Butter oder Speck mit Zwiebeln und rollt sie auf. Dazu gibt es heißen Kaffee.
Hat die „Lotta“ erfunden. Kocht täglich. Steht vor allem auf asiatische Küche und Hausmannskost. Mag keine Tiefkühlprodukte und keine Bandnudeln. Isst alles außer … Grünkohl!
Ich komme aus Hauben, Frankenberg Eder. Man nennt uns Hauberner Schepperlinge. Einmal im Jahr gibt es eine Schepperlingskirmis.