Moment mal Himbeerwein mit Apfelsaft? Nein, hier wird kein fertiger Himbeerwein mit Apfelsaft gemischt. Der Apfelsaft kommt in die Himbeermaische und wird mit vergoren. Der fertige Wein schmeckt aber nicht nach Apfel. Das Aroma der Himbeeren ist deutlich stärker und absolut dominant. Der Apfelsaft gibt dem ganzen Wein nicht nur mehr „Körper“, er sorgt auch dafür, dass der fertige Wein deutlich harmonischer, fruchtiger und frischer schmeckt, als wenn man ausschließlich Himbeeren nimmt.
Tatsächlich gefällt mir der Himbeerwein mit einem guten Anteil Apfelsaft deutlich besser als die reine Himbeervariante von fruchtweinkeller.de, die ich auch schon probiert habe. Mit ca. 7 g Säure pro Liter und einem Alkoholgehalt von um die 12 Vol.-% ist er ausgesprochen lecker und schmeckt kräftig nach Himbeeren. Ein Restzuckergehalt von ca. 5 bis 8 g pro Liter gibt einen sehr harmonischen Wein. Weniger Zucker macht den Wein für meinen Geschmack unharmonisch.
Welches Werkzeug man für die Zubereitung braucht steht in dem Beitrag zum Zwetschgenwein, deshalb habe ich das hier nicht alles nochmal aufgeführt.
Zutaten
8 g Hefe: Bordeaux oder Liebfraumilch
optimaler Säuregehalt: 7 – 8 g/l (Dessertwein)
7 kg Himbeeren
4 l Apfelsaft (naturtrüb)
Zucker nach Bedarf (für den Gärstart 3 kg)
20 ml Antigel
8 g Hefenährsalz
ggf. noch etwas Milchsäure oder Zitronensäure falls der Säuregehalt zu niedrig sein sollte (war bei mir nicht notwendig)
4 g Kaliumpyrosulfit
2 g Vitamin C
Menge: 20 Liter
Die Himbeeren sorgfältig verlesen – es dürfen keine faulen oder schimmligen Früchte in die Maische – und in den Gäreimer geben. Mit dem Kartoffelstampfer zermusen. Den Apfelsaft dazu geben und die Maische mit Wasser auf 20 Liter auffüllen. Dann 3 kg Zucker, Hefenährsalz und Antigeliermittel zugeben. Gründlich durchrühren, damit sich der Zucker vollständig auflöst. Die Hefe darüber streuen und 10 Minuten ziehen lassen. Dann noch einmal umrühren. Deckel mit Gärspund aufsetzen und den Behälter beiseite stellen. Die Gärung setzt in der Regel schnell ein. Schon am nächsten Tag blubberte der Ansatz kräftig vor sich hin.
Lässt die Gärungsintensität nach, das war hier nach 12 Tagen der Fall, von der Maische abpressen, die Säure messen und ggf. einstellen, Nachzuckern (zunächst habe ich 50 g pro Liter genommen). Der Alkoholgehalt lag bei knapp 9 Vol.-% und die Säure war schon im optimalen Bereich mit 7 g so dass ich keine Säure mehr zugeben musste.
Sobald die Gärintensität wieder nachlässt, den Alkoholgehalt messen und nachzuckern bis zum Endpunkt der Gärung. Ist dieser erreicht, Restsüße einstellen (ich habe 7 g pro Liter genommen – der Himbeerwein sollte nicht zu süß werden, aber auch nicht zu trocken) und mit 2 g Pyrosulfit schwefeln. Ab jetzt möglichst kühl und ruhig lagern. Es setzt sich jetzt sehr schnell eine recht große Menge Bodensatz ab. Den Wein daher unbedingt nach zwei Wochen vom Hefebodensatz abziehen, da die Selbstklärung sonst länger dauert. Den Wein jetzt weiterhin möglichst kühl lagern und die Selbstklärung abwarten.
Das war nach weiteren vier Wochen der Fall und ich konnte den Wein in Flaschen abfüllen. Ich habe den Wein bei der Abfüllung durch einen großen Papierfilter gegeben und nochmals mit 2 g Pyrosulfit geschwefelt und mit 2 g Vitamin C versetzt. Wer Nachgärung sicher verhindern will, muss den Wein allerdings sterilfiltrieren.
Der junge Wein darf gerne erstmal ein paar Wochen ruhen. Nach einem Monat war er richtig gut. Der Wein kann einige Zeit gelagert werden – ein Jahr ist kein Problem. Ob er länger hält weiß ich nicht, weil er nach gut 11 Monaten alle war. 😉
Ach ja, weil gerne immer wieder das Thema von der „Explosionsgefahr“ aufgebracht wird: Ich verwende grundsätzlich Flaschen mit Schraubverschluss. Es ist tatsächlich schon mal vorgekommen, dass der Wein durch den Restzucker nachgärt. In diesem Fall stellt der Schraubverschluss quasi das „Überdruckventil“ dar und wird undicht. Bei liegend gelagerten Flaschen sieht man das sehr schnell.
Kocht gerne und fast täglich. Probiert oft Neues aus. Wenn’s sein muss, auch mal aus der Convenience-Food-Abteilung (aber wirklich nur gaaanz selten), was dann auch regelmäßig hier verbloggt wird.