Im Moment ist alles auf China. Und ich bin hin und her gerissen. Zum einen gibt es all die Kritikpunkte an China – und noch mehr … zum anderen ist es ein faszinierendes Land. Hier im Blog habe ich das Glück, mich allen Themen kulinarisch nähern zu können, und somit kann ich Gewissenskonflikte umgehen. Im wahren Leben haben sie auf dem Platz des Himmlischen Freidens wieder Protestierer erst zusammengeprügelt, bevor sie festgenommen wurden. In meiner kleinen, virtuellen Welt dagegen genieße ich chinesische Köstlichkeiten.
Nachdem ich diese Woche wenig gekocht hatte, wollte ich heute aus dem Vollen schöpfen. Das neue „meine Familie & ich“-Heft „kreativ küche: chinesisch kochen“, diese Woche frisch an der Supermarktkasse ergattert, bot mir eine Menge Inspiration, und schlussendlich habe ich vier Rezepte zum Abendessen nachgekocht. Der haarige, maunzende Mitesser muss leider momentan aussetzen, weil sich ein Leberleiden manifestiert hat. Für den gibt’s nur Diät. Der China schon bereist habende Gatte dagegen musst sich überhaupt nicht zurückhalten, und er hat es nicht getan. Als Vorab-Fazit läßt sich sagen: Die Rezepte sind recht authentisch. Ich habe ein Essen zubereitet, das man so in keinem Chinarestaurant hierzulande bekommt, dafür aber in China.
Hat die „Lotta“ erfunden. Kocht täglich. Steht vor allem auf asiatische Küche und Hausmannskost. Mag keine Tiefkühlprodukte und keine Bandnudeln. Isst alles außer … Grünkohl!
China ist halt so eine Sache, ja, schwierig zu verstehen. Aber die Machthaber hatten damals im Tienanmen keine andere Wahl, ohne Eingreifen wäre vielleicht Chaos und Anarchie ausgebrochen und Millionen in einer Revolution umgekommen. Die Regierung hat ihre Verantwortung wahrgenommen. Das tönt hart, ich weiss, es wurde mir öfter gesagt damals. Ich wohnte zu dieser Zeit in Taipei, und die grosse Mehrheit meiner taiwanesischen Mitarbeiter und anderer Bekannter waren dieser Meinung. Das chinesische Reich wurde über Tausende von Jahren zusammengehalten und die heutige Regierung wie auch alle Han wollen es bestanden wissen. Zur Zeit ist Tibet das grosse Thema. Als ich einem Tibeter einmal sagte, es sei höchste Zeit gewesen, die alten Strukturen aufzubrechen und dem klerikalen Feudalsystem ein Ende zu bereiten, in dem mindestens ein Drittel der Bevölkerung wie Adel auf Kosten der anderen gelebt habe, entgegnete er, der Dalai Lama hätte das auch geändert, aber keine Zeit mehr dazu gehabt. Wer’s glaubt, unter den damaligen Umständen. Aber mit dem Exil und dem Kontakt mit dem Westen scheint der Dalai Lama heute geläutert zu sein. Was ist Demokratie, was sind Menschenrechte? Wer definiert? Die Amerikaner? Guantanamo und Bush lassen grüssen. China hat sich derart entwickelt in den letzten 30 Jahren, es ist wie ein strahlender Sonnentag gegenüber der stockfinsteren Nacht vorher. Sicher ist noch vieles nicht so, wie wir es uns wünschen, aber China braucht Zeit und wir sollten sie China auch geben.
Sorry für meinen langen Kommentar, der evtl in einem Kochblog nicht erwünscht sein könnte. Ich will auch nicht belehren, nur meine jetzige Sichtweise kundtun und Dich aufmuntern, China und die gute Küche zu geniessen.
Beste Grüsse Erich
Nur zu, Kommentare sind mir ja durchaus willkommen. Ob jetzt die Herrschaft der chinesischen Regierung, egal ob in Tibet oder sonstwo, die Feudalherrschaft alter Zeiten tatsächlich abgelöst hat? Das chinesische Revolutionsregime um Mao hatte seinerzeit ja nur den einen Totalitarismus gegen einen anderen ersetzt. Aber in der Tat, China entwickelt sich fort, und natürlich kann man nicht erwarten, dass sich alles von heute auf morgen ändert.
Die USA als Träger einer humanen Leitkultur für die Welt? Nein, wohl auch nicht. Das Paradies auf Erden wurde noch nicht errichtet, und niemand kann wohl sagen, wie es eigentlich auszusehen hat. Manche wollen 99 Jungfrauen, andere einfach nur genug zu beißen, wieder andere haben die Nase voll davon, dass alle mitreden können und träumen vom Absolutismus.
Wir sollten uns aber auch nicht blenden lassen von der Spiegelfassade Pekings. China galt vor noch gar nicht allzu langer Zeit als Drittweltland und ist dem Status eines Schwellenlandes gerade erst entwachsen. Noch hat der Fortschritt nicht das ganze Land erreicht. Und wer weiß, wie lange es in China dauert, bis Jahrhunderte der Unterdrückung durch eine zentrale Macht an Bedeutung verlieren und regionale Volksgruppen ihre Autonomie fordern, nicht nur Tibet? Kann alles passieren, es bleibt also spannend. Und schmackhaft …
Mit Deinem Statement gehe ich weitgehend einig, unsere Ansichten sind so verschieden nicht.
Ich verstehe jedoch nicht ganz, wieso viele, auch oder gerade Europäer, von Autonomie für alle möglichen Völker reden und sie anstreben, und dennoch ihre eigene Autonomie immer mehr preisgeben, in Europa den Regulierungen der EU unterordnen. Ein klein wenig geht es ja wieder Richtung grösserer Autonomie: Das EU Bananen-Reglement, wie krumm und so, werde abgeschafft, las ich. Gute Nacht und schönen Sonntag.
Vielleicht ist es unser Wunsch, unsere Nachbarn zum Verbündeten und nicht zum Feind zu haben, der uns den Blick auf Europa als Union werfen lässt? Die Augen zusammenkneifen und neutral sein wie die Schweiz funktioniert leider nicht zuverlässig. 😉 Gerade wir Deutschen haben jedenfalls ein großes Harmoniebedürfnis.
War es das Reglement für Bananen? Ich dachte, Salatgurken.
Pingback: Das üben wir nochmal: Gedämpfte Geflügelcreme-Röllchen - Lotta - kochende Leidenschaft