Die Wettervorhersage war für das Pfingstwochenende gar nicht schlecht. Vor allem der Sonntag versprach einiges an Sonnenschein, gemischt mit ein paar Wolken, aber auf jeden Fall trocken und nicht zu warm. Ideale Voraussetzungen für einen kleinen Pfingstausflug.
Unser Ziel war diesesmal die Hustenburg in Ruppertshain. Ein seltsamer Name für ein Burg, oder? Tatsächlich ist das auch keine Burg sondern eine ehemalige Lungenheilstätte an der Robert-Koch-Straße, die von den Einheimischen den Spitznamen Hustenburg bekommen hatte. Gebaut wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts, überwiegend mit Spendengeldern der Baronin von Rothschild, die wohl auch für die Wahl des Standortes maßgeblich verantwortlich war. Sie hatte es zur Bedingung gemacht, dass die Klinik mindestens sechs Kilometer von ihrem Wohnort Königstein entfernt erbaut werden müsse (mehr zur Geschichte der Hustenburg und Ruppertshains) – klar man tut ja gerne was für die Armen und Bedürftigen, solange sie einem nicht zu sehr auf die Pelle rücken. 😉
Heute beherbergt das Anwesen vor allem Ateliers und Ausstellungsflächen und in Anlehnung an den berühmten Roman von Thomas Mann heißt die ehemalige „Hustenburg“ heute „Zauberberg“. Dazu, und zu der märchenhaften Aussicht, passt natürlich der Name „Merlin“ für die Gaststätte, die sich dort befindet, ganz hervorragend. Wie in jedem Märchen muss es natürlich auch einen Bösen geben. Der sollte uns, kurz nachdem wir von einer freundlichen Bedienung einen Platz am Fenster zugewiesen bekamen, auch sogleich heimsuchen. Wir hatten uns gerade hingesetzt (zu zweit an einem Sechsertisch), als ein weniger freundlicher Kellner erschien und meinte, dass wir zu zweit nicht an diesem Tisch sitzen könnten. Wohlgemerkt, das Lokal war bis auf zwei Gäste auf der Terrasse vollkommen leer! Der Hinweis, dass sein Kollege nach einem Blick in das Reservierungsbuch uns gnädigst die Erlaubnis erteilt hatte, beeindruckte ihn allerdings nicht. Er beharrte drauf, dass wir an einen kleineren Tisch umziehen sollten. Da die allerdings nur in wenig attraktiver Lage standen, zeigten auch wir Beharrungsvermögen und verwiesen ihn an seinen Kollegen. Die beiden diskutierten dann kurz und der freundliche Kellner wurde zurechtgewiesen, dass man nicht zwei Gäste an einen Sechsertisch am Fenster setzt – auch nicht wenn diese reserviert haben und das Lokal menschenleer ist. Übrigens sollte es auch während unseres gesamten Aufenthaltes nicht mehr als zu einem Drittel sich füllen.
Nun, immerhin wurden wir jetzt in Ruhe gelassen und konnten uns der Auswahl von Speisen und Getränken widmen. Die Karte bietet hier so einiges. Für meinen Geschmack eigentlich schon zuviel. Die Küche ist eine Mischung aus gehobener deutscher Hausmannskost (Kalbsmedaillons, Schnitzel, Rumpsteak, Lammfilet u.a.), indischer Küche (leider nicht auf der Karte im Internet eingetragen) und zahlreichen italienischen Gerichten (Salate, Antipasti, Pizzas, Pasta, sowie einige Fischgerichte) – insgesamt weit über 100 Positionen. Ich entschied mich für ein indisches Gericht namens „Chicken Tikka“ (14 €), während mein Begleiter die Kalbsmedaillons in Masala-Soße (für 13 €) wählte. Beides war eine gute Wahl. Das Hühnchen kam brutzelnd in der gußeisernen Schale auf den Tisch. Dazu gab es reichlich selbstgemachtes Naanbrot (mit und ohne Butter) und Papadam (hauchdünne knusprige Waffeln aus Linsen- oder Kichererbesenmehl) und drei verschiedene Soßen (Joghurt-Minz-, Mango- und „hab-vergessen-was-drin-war“-Soße).
Fast ebenso gelungen waren die Kalbsmedaillons. Eine schöne Fleischportion mit reichlich Soße. Letztere war allerdings wohl ein bisschen zu fett geraten. Dagegen fiel der Beilagenteller weniger üppig aus. Das hätte gerne etwas reichlicher sein dürfen.
Insgesamt waren die Portionen aber gut bemessen und es blieb sogar noch Platz für ein Dessert. Die Wahl fiel auf den Dessertteller „Trio“ mit Mousse au Chocolat, Creme Caramel und Tiramisu und dazu zwei Espressi (2 €). Bis auf das Tiramisu, das ich etwas zu trocken fand, waren die Desserts sehr gut und den Preis von 5,50 € wert. Ihren Preis wert waren auch die Weine, wir hatten einen halbtrockenen und einen trockenen Riesling für jeweils 3 € für 0,25 l und dazu eine Flasche San Pellegrino (0,75 l) für 6 €.
Das Ambiente des Lokals ist angenehm und geradlinig. Kein Kitsch, kein Schnörkel und die Tische stehen mit reichlich Abstand zueinander, so dass es sich angenehm sitzt. Leider war das Wetter nicht so gut, dass wir einen Terrassenplatz nehmen wollten, aber direkt am Fenster hat man einen genauso tollen Blick auf die Rhein-Main-Ebene mit der Skyline Frankfurts.
Fazit
Fast rundum gelungen würde ich das Merlin nennen. Das „Fast“ hat vor allem der „Böse“ zu verantworten. 😉 Ansonsten war der Service rundum gut und recht aufmerksam. Das Essen schmeckte und die Preise liegen im grünen Bereich. Kann man nur empfehlen.
Restaurant Merlin
Am Zauberberg
Robert-Koch-Str. 120
65779 Ruppertshain
Tel.: (061 74) 96 46 73
Öffnungszeiten
Di. – Sa.: 11:30 – 14:30 Uhr und 17:30 – 23.00 Uhr
So.: 11:30 bis 23:00 Uhr
Montags Ruhetag
Kocht gerne und fast täglich. Probiert oft Neues aus. Wenn’s sein muss, auch mal aus der Convenience-Food-Abteilung (aber wirklich nur gaaanz selten), was dann auch regelmäßig hier verbloggt wird.
Das war jetzt die Nagelprobe für dieses Restaurant. Mit fast 30 Nikolauswanderern sind wir eingelaufen und waren gespannt, ob es gut gehen wird. 30 mal à la carte Essen ist in manchen Restaurants schwierig. Und wir wollten wissen, ob wieder ein Drache auftaucht. Zuerst das Essen hat super geklappt, und das obwohl das Restaurant fast vollständig ausgebucht war. Und es ging schnell. Lediglich die Nachspeisen der Menüs liessen ein wenig auf sich warten. Es gab genügend Zeit für einen Kaffee. Und auch der Drache im Service war nicht zu sehen und spie kein Feuer. Im Gegenteil der Service war schnell, aufmerksam und freundlich.
Vielleicht braucht die Crew ja das volle Haus, um zur Bestform aufzulaufen. So wie im Fussballstadion, wo die Heimmannschaft ja auch mit mit der Fankurve im Rücken, den stärksten Gegner besiegt.