Der Einkaufs-Gatte hatte die Aufgabe, frischen Fisch für die Feiertage zu besorgen. Gedacht war paniertes Fischfilet und Kartoffelsalat. Mitgebracht hat er ein halbes Aquarium voll Zander und mich mit Hundeblick gefragt, ob ich denn da nicht eine Mahlzeit mit einer süßsauren, asiatischen Soße machen könnte. Fragt er Samstagabend. Aber ein Blick in Küche und Kammer zeigte: Ja, geht, wenn auch mit etwas improvisierten Zutaten.
Hilfestellung hatte ich aus einem Kochbuch, das sich „Das komplette China Kochbuch“ nennt. Der gewagter Titel einer Publikation von 1985 von Gloria Bley Miller aus dem Ravensburger Verlag. Das 800 Seiten starke, backsteingleiche Taschenbuch enthält über 1000 Rezepte aus den unterschiedlichen chinesischen Landesküchen. Leider wird es wohl nicht mehr aufgelegt, man bekommt es aber noch hier und dort antiquarisch. Ein Blick hinein lohnt immer wieder. Andere Kochbücher verwenden seltener Lotussamen oder getrocknete Entenfüße, viele Rezepte klingen schon recht authentisch. Allerdings wurden manche Zutaten auch gleich auf westliche Einkaufsmöglichkeiten hin verändert. So nimmt sie immer Sherry anstatt eines chinesischen Kochweins. Ihr Vorwort datiert von 1969, damals gab es zugegebenermaßen sehr viel weniger asiatische Supermärkte (und ich erinnere mich an die ersten deutschen jener Zeit, sowas findet man heutzutage nur noch auf dem Land, wenn überhaupt).
Durch den etwas überraschenden Essenswunsch habe ich zum Teil zu unüblichen Zutaten gegriffen – Grappa, Tamarindenmus, Weinessig … trotzdem war das Ergebnis geschmacklich sehr harmonisch. Optisch war es allerdings nicht ganz so der Reißer.
Das Sammelsurium
- 400 g Fischfilet, in mundgerechte Stücke geschnitten
- 4 dünne Scheiben Ingwer, erst in Stifte, dann in kleine Würfelchen geschnitten
- 4 Frühlingszwiebeln, in feine Ringe geschnitten
- 1 EL Grappa
- 2 EL Sojasoße
- 3 getrocknete Shitake-Pilze, mind. 1/2 Stunde in heißem Wasser eingeweicht und in feine Streifen geschnitten
- je 1/2 grüne und rote Paprika, in Rauten geschnitten
- 2 EL sehr fein gewürfelter geräucherter Bauchspeck
- 1 rote Chili, in feine Ringe geschnitten
- 2 Knoblauchzehen, fein gehackt
- 1 Tasse Gemüsebrühe
- 4 EL Palmzucker
- 1 Schuss Weinessig
- 1 EL Tamarindenpaste
- 2 EL Tomatenmark
- Mehl und Maisstärke
- Salz, Pfeffer und Sojasoße
- Öl zum Braten
Hat die „Lotta“ erfunden. Kocht täglich. Steht vor allem auf asiatische Küche und Hausmannskost. Mag keine Tiefkühlprodukte und keine Bandnudeln. Isst alles außer … Grünkohl!