Ristorante Fratelli, italienisch in Shanghai?

Nach vielen Glasnudeln, Klebereis und durchaus leckeren  Schweineschnipsel, mit allerlei Gemüsen in Brühe oder  Soja, sollte es europäisches Essen sein. Und dann noch ein klassischer „Italiener“ so richtig, mit Pizza, Lasagne vielleicht auch Fisch und auf jeden Fall ein richtiges Glas Wein. Wein in einem chinesischen Restaurant ist zwar kein Fremdwort, aber es sind doch eher einfache Weine, allerdings zu horrenden Preisen für die gebotene Qualität. Ich glaube ich müßte warten bis einige der neuen Weinhandlungen aufmachen. Am Rande des alten Kolonialviertel hatte ich gesehen, dass eine französische Weinhandlung mit feinsten Regalmetern in Arbeit ist. Aber da meine Besuchzeit begrenzt war, habe ich dann das „Fratelli“ vorgezogen, zumal es wirklich der „Italiener“ um die Ecke war. Das „Fratelli“ ist nigelnagelneu und liegt in einem ebenfalls neuen Shopping-Center. Vom Basement des Shopping-Centers gelangt man in eine Pasta-Wein-Bar. Und von der Strasse aus gelangt man in das Restaurant, im üblichen Schick unserer neuen,weltweiten Gastroaustattung: mit Blendwerk, das rustikales Mauerwerk vortäuscht, moderner Malerei, viel Licht (postiv), einer cremefarbenen Lederbestuhlung und einer riesigen Glasfront zur Straßenseite hin. Wenn ich das Internet richtig gelesen habe, dann ist das „Fratelli“ eine Gründung eines italnischen Obst-, Gemüse- und Weinimporteurs in Shanghai. Es gibt eine kleine Speisekarte mit Antipasti. Eine übersichtliche Pastakarte, mit Spaghetti, Bandnudeln und es gab auch Lasagne (mit 68 Yuan auch nicht zu teuer, in etwa € 7,20), die von einigen Kollegen bestellt wurde und lecker und ausreichend war. Eine umfangreiche Pizza-Karte von Marguerita bis hin zu Pizza Frutti di Mare (zwischen 50 und 90 Yuan). Die Pizza dünn und knusprig, richtig italienisch. Ich hatte mich für Seewolf auf der Haut gebraten an Weisswein-Kapernsauce, geschmolzenen Tomaten und gebratenem Salat entschieden. Weiterlesen

Vina Aleza, Tinta de Toro 2009

Ein Wein, wie ein Toro (Stier), nein es ist ein Toro, aus dem gleichnamigen Anbaugebiet.

Toro gehört zur Provinz Castilla y Leon und ist im Vergleich zu den riesigen Anbaugebieten Spaniens ein sehr kleines Weinbaugebiet mit gerade einmal 4400 ha, ein bisschen größer als der Rheingau. Die Weinberge liegen am Nordhang de Duero, einem altem Bekannten aus Portugal, er heisst dort Douro. Ich hatte den schönen Tuella verbloggt. Hier in Spanien legt der Duero für die Weinlagen nochmal eine Schippe drauf. So liegen die Weinbergslagen zwischen 600 und 800 Metern. Das ist für die Weinrebe eine wahre Erholung, tagsüber sonnig und heiß, und nachts eine schöne Abkühlung und damit wenig Hitzestress. Mittlerweile hat das DO Toro sogar einen echten 100-Punkte-Wein, meint zumindest die Parker-Jury. Das schafft unser Vina Aleza nicht, soll er auch gar nicht. Er ist ein Grundsolider, der aus der Rebsorte Tinta de Toro, einer Spielart der Tempranillo-Traube ist. Wir kennen sie gut vom Rioja und sie liefert tiefrote, würzige Weine. Unser Vina Aleza hat eine beeindruckende Nase, frisch, mit Beerenaromen. Er ist tiefdunkel, intensiv am Gaumen, mit schwarzen Beerenaromen und dennoch feiner Fruchtnote. Mit seinen 13,5 Volumenprozenten schafft er einen runden, saftigen Abgang. Ich finde, hier schmeckt man die Verwandtschaft zum Spätburgunder! Sauber für einen so jungen Wein. Die schöne Internetseite von Franciso Casas, der Winzer klärt uns weiter auf, wie dieser wunderbare Wein entsteht. Die Weinstöcke sind 40 Jahre alt. Alte Rebstöcke geben weniger Ertrag, dafür um so extraktreichere Weine. Die Trauben werden bereits im Weinberg selektiert. Die Mazeration, die Gärung, dauert 10 Tage bei 24°C. Das spricht für schonenden Ausbau, und täglich wird die Maische kontrolliert. Anschließend kommt der Vina Aleza für vier Monate in amerikanische Eiche und wird dann abgefüllt.

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Himmel un Erd, anders interpretiert

Das Traditionsgericht aus dem Rheinland wird mit Kartoffelbrei, Apfelwürfeln und vorzugsweise gebackener Blutwurst zubereitet. Es ist aber auch in Norddeutschland und in Hessen zuhause, in Hessen ebenfalls mit Blutwurst und in Hamburg mit Grützwurst. Bolli’s Kitchen übersetzt es für französische Leser mit „Terre et Ciel“ und kocht es mit ein wenig Heimweh nach Köln. Und Lamiacucina kocht es ohne Heimweh. Er hatte frische Blutwurst bei einem Baselbieter Metzger, was immer das ist, bekommen. Ich habe es gemacht, weil ich einen Zipfel Blutwurst, eine Handvoll Kartoffeln und einen Apfel hatte. Allerdings habe ich es anders zubereitet. Statt Kartoffelbrei mit Apfelwürfeln habe ich ein Kartoffel-Apfel-Rösti gemacht und dazu die Blutwurst gebacken. Ich habe die Blutwurst nicht bemehlt. Das kommt dem Geschmack der Blutwurst entgegen. Allerdings sieht man auf dem Foto auch, dass sie eben sehr fett ist. Hier wird nichts beschönigt und man kann es auch nicht weg retuschieren. Ich zumindest nicht.

Zutaten pro Person
  • 4 mittelgroße Kartoffeln
  • 1 Apfel
  • 50 g Blutwurst
  • 3 Esslöffel Olivenöl
  • Salz, Pfeffer und eine Prise Muskat
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Avocado-Terrine mit zweierlei Meeresfrüchten in Chiliöl

Diese Vorspeise ist aus einem Chefkoch-Rezept entstanden. Ich hatte mit einer lieben Freundin gekocht. Die Avocado-Terrine war ein Teil der Vorspeise und wurde ergänzt durch eine Nuss-Parmesan-Salsa. Jetzt ist schon die Avocado nicht gerade ein Leichtgewicht, eine Frucht bringt es auf  schlappe 550 kcal. Aber die vorgeschlagene Salsa war nochmal ein „Hüftgold“ aus Macademia, Pekannüssen, Parmesan und nochmal Avocado. Jedes Teil für sich war lecker, aber zusammen war es einfach zu viel des Guten. Ich hatte versprochen über eine Variante der Avocado-Terrine nachzudenken. Voilà, hier ist mein Ergebnis. Diese leckere Avocado-Terrine habe ich mit Garnelen, Flusskrebsen und ein wenig Chiliöl ausprobiert.

Zutaten für 2 Personen
  • 2 reife Avocado
  • 100 g Crème fraîche
  • 1 kleine Karotte
  • 6 Blatt Gelatine, oder die entsprechende Menge Agar Agar
  • 6 große Garnelen
  • 30 g Krebsfleisch
  • 1 große Chilischote
  • 1 Knoblauchzehe
  • 6 Esslöffel Olivenöl
  • Pfeffer, Salz

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Streifen vom Lammrücken mit gefüllten Artischockenböden

Jetzt kommen die ersten mediterranen Gemüse auf den Markt. So hatte der türkische Gemüsehändler die ersten frischen Artischocken. Ich mag sie sehr, vor allem später im Frühling, wenn die großen bretonischen Artischocken kommen. Sie sind mit nur einer Vinaigrette eine eigenständige Vorspeise. Doch diese kleinen Frühlingsartischocken haben den Vorteil, dass der „Heuboden“ noch sehr klein ist und man sie deshalb, bis auf die äußeren Blätter, weitgehend ganz genießen kann. Dazu passt auf jeden Fall Lamm oder Rind. Ich hatte mich für Lammrückenfilet entschieden, das ist schnell gebraten. Vorher ist man mit den Artischockenböden beschäftigt. Dieser Aufwand lohnt. Die eigene, leicht herbe Würze der Artischocken, gepaart mit der herzhaften Füllung aus Schinken und Käse, ist sehr lecker. Dazu die Lammstreifen, kross gebraten und dann die wunderbare Sauce, schöner kann Essen nicht sein.

Zutaten für 2 Personen
  • 1 Lammrückenfilet, je nach Größe zwischen 300 und 400 g.
  • 4 Esslöffel Olivenöl
  • 6 frische, junge Artischocken
  • 200 g Bandnudeln
  • 1 Zitrone
  • 50 g Schinkenspeck in feinen Streifen
  • 50 g kleingewürfelter Hartkäse, ich hatte Schweizer Emmentaler
  • 125 ml Lammfond
  • 50 ml Rotwein
  • 1 Zweig frischer Rosmarin
  • 1 Knoblauchzehe
  • 80 ml Sahne
  • Pfeffer, Salz

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Gefüllte Paprika mit Schafskäse und Sardinen auf Blattspinat

Ich halte Nelson Müller für einen der kreativsten jungen Fernsehköche in Deutschland. Er hatte bei „Lanz kocht“ eine gefüllte Paprikaschote auf Blattspinat gekocht. Es war war ein echter „eyecatcher“ von der Farbkomposition. Nelson hatte die Paprikaschote mit mit einer Kalbsfarce gefüllt. Kalb hin oder her, ich mag diesen zusammen gebackenen Fleischklops als Füllung nicht, und habe eine andere Füllung gewählt. Sie sollte locker, aber dennoch würzig sein. Diese Füllung sollte zur Paprikaschote passen, aber auch zum Blattspinat sollte sie nicht in „natürlicher Feindschaft“ stehen. Mit natürlicher, kulinarischer Feindschaft meine ich zwei Produkte, die sich nicht vertragen können, beispielsweise Tee und Dosenmilch. Ich hatte für die Füllung der Paprikaschote geröstete Ciabattawürfel, Schafskäse, Sardinen und Rosmarin gewählt. Diese Zutaten habe ich zu einer sehr lockeren Farce verarbeitet, und es gelang eine völlig neu schmeckende gefüllte Paprikaschote.

paprika-schafskäse-sardinen-ciabatta

 

Zutaten für 2 Personen

 

  • 2 rote Paprikaschoten
  • 500 g Blattspinat
  • 4 Esslöffel Olivenöl
  • 1 Knoblauzehe
  • 1 Prise Muskat

für die Füllung

  • 3 mittelgrosse Scheiben Ciabatta
  • 100 g Schafskäse
  • 1 Dose Sardinen
  • 1 Zweig Rosmarin

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Ristorante Pizzeria da Calogero im Bürgerhaus Fischbach

Das schöne an Bürgerhäusern ist, dass wir sehen, wo unsere Steuergelder in den 1970er und 80er Jahren vergraben wurden, von Politikern gleich welcher Couleur. Am tiefsten vergraben wurden sie in der fast obligatorischen Bundeskegelbahn im Keller. Das soll nicht heißen, dass diese Häuser nicht sinnvoll sind. Doch sind etliche auch ungeliebte Kinder ihrer Gemeinden. Sind sie oft Groschengräber, oder besser mittlerweile Eurogräber geworden. Doch auch die Architektur hat einen hohen Wiedererkennungswert. Sie ähneln alle einem überdimensionierten Karton mit dem Charme einer etwas zu groß geratenen Knäckebrotpackung. Das Bürgerhaus Fischbach macht da keine Ausnahme. Vielleicht ist das der Grund, warum wir bei vielen Sonntagswanderungen bisher an diesem „Schatz“ vorbeigelaufen sind und beim „Löwen“ oder im „Bayrischen Hof“ gelandet sind. Dabei ist es wahrlich ein Fehler, das Ristorante da Calogero nicht zu besuchen. Es ist nicht ganz leicht zu finden, es liegt im hinteren Teil des Bürgerhauses und lediglich der Schriftzug Restaurant unter dem Schriftzug Bürgerhaus weist daraufhin, dass man nicht ganz falsch ist. Drinnen angekommen schlägt erneut die Architektur der 1970 er Jahre zu, aber es ist gemütlich, selbst wenn man mitten im Raum sitzt, schaffen Raumteiler einen ungestörten, angenehmen Sitzplatz. Das Beste am „da Calogero“ ist allerdings das Essen zu sehr moderaten Preisen, und zum Essen gibt es, und das habe ich schon lange nicht mehr gesehen, durchaus gute Weine, das 0,2-l-Glas für unter drei Euro. Da machen Essen und Trinken richtig Spaß und man behält auch beim Bezahlen gute Laune.

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Rinderfiletwürfel mit Tomaten-Estragon-Schaum und Bratkartoffeln

Ich wollte Rinderfilet bei meinem Metzger kaufen. Er bot mir das Endstück an zum günstigeren Preis. Da greift man doch zu. Aber dieses Teil gegen die Faser aufschneiden, oder am Stück braten, ging gar nicht. Also daraus einen Gulasch machen? Dafür war es eigentlich zu schade. Die Lösung: kurz braten wie Filet, halt in Würfeln. Bei ganz kurz angebratenem Fleisch bekommt man zu wenig Röstaromen für eine Sauce. Ich entschied mich deshalb für ein Tomatenschaum, den ich mit frischem Estragon aufpeppen wollte. Frischen Estragon gab es im Supermarkt und der war auch richtig gut, sehr geschmacksintensiv. Es ist schon erstaunlich was im Winter angeboten wird, dieser Estragon kam aus Israel. Unsere Jaffa-Orangen kommen schließlich auch daher. Deshalb hatte ich kein schlechtes Kaufgewissen.

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Zutaten für 2 Personen
  • 300 g Rinderfilet
  • ½ Dose Tomaten
  • 3 Zweige frischer Estragon
  • 5 mittelgrosse Kartoffeln, ca. 400 g
  • 3 Esslöffel Olivenöl
  • Pfeffer und Salz

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Fusionsküche, aus den Alpen!

Tiroler Speck, Emmentaler aus der Schweiz, Knöpfle aus dem Allgäu, Nüsse aus Grenoble und Wirsing aus Königstein. Okay, Königstein zählt jetzt nicht zu den Alpen. Aber alle Freunde, die sagen „dort  sind doch keine Berge“, lade ich ich ein zu einer „Direttissima“ von Kronberg auf den Altkönig. Das sind 650 Höhenmeter am Stück auf etwa 6 km. Wer dann noch sagt, das sind keine Berge, der darf auf die Zugspitze und sich dort austoben, aber bitte ohne die Zugspitzbahn. Das Schöne an den Zutaten aus den Alpen ist, die erzeugte Menge ist oft einfach zu klein, um sie einer industriellen Bearbeitung zu unterziehen. Deshalb darf man hoffen, relativ unbearbeitete Produkte zu erhalten. Der Emmentaler aus der Schweiz war zwei Jahre alt und herrlich würzig, brach beim Reiben und man konnte wunderbar salzige Kavernenstücke verkosten. Der Tiroler Speck, sehr schön abgetrocknet, gar nicht grün, wie so mancher geräucherter Schinken, sehr würzig. Und er hatte überhaupt nicht diese seifige, nach Schwein riechende Note, die ich nicht mag. Die Nüsse aus Grenoble sind eine Klasse für sich. Sie haben eine eigene Appellation d’Origine Controllée und sind ungebleicht und ungeschwefelt. Und die „noix de Grenoble“ passen zu vielen Gerichten, doch dazu später.

Zutaten für einen 2 Personenauflauf
  • 4 große, grüne Wirsingblätter
  • 100 g aufgeschnittener geräucherter Schinken
  • 100 g geraspelter Bergkäse, ich hatte Emmentaler
  • 150 g Allgäuer Knöpfle, oder auch Spätzle
  • 1 Handvoll Walnusskerne
  • 1 Ei
  • 50 ml Sahne
  • Pfeffer und Salz

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Feldsalat mit rote Beete, Apfelspalten und Kerbelwurzeln

Ein hoch winterlicher Salat. Die Hauptzutat ist Feldsalat. Dazu kommen rote Beete, Apfelschnitze und Kerbelwurzel. Noch nie gehört, ich auch nicht. Die Gemüsefrau hatte es im „exotischen“ Angebot, und mir erklärt, Kerbelwurzel könne man roh, geraspelt und auch gekocht essen. Gekocht habe ich ausprobiert, erinnert ein wenig an Maronen. Ist schön für ein eigenes Püree. Für einen Salat haben mir die gekochten Kerbelwurzeln nicht gefallen. Ich habe sie geschält und geraspelt. Schöner, leicht möhriger Geschmack, irgendwo zwischen Karotte und Sellerie. Bei der Kerbelwurzel stösst sogar Wikipedia an seine Grenzen(!). Gefunden habe ich nur ein Rezept über eine Kerbelwurzelsuppe. Die Webseite von „apero Das kulinarische Esspapier“ weiß ein wenig mehr über die Kerbelwurzel. Im Heft 06 soll es Rezepte geben. Allerdings wird nicht angegeben, wie viel ein Einzelheft kostet. Und ein Jahresabonnement des „kulinarischen Esspapiers“ kostet € 66, wobei nicht definiert ist wie oft das Heft im Jahr erscheint, einmal, mehrmals, monatlich? Hier besteht Aufklärungsbedarf Alexander Herrmann, der auf der „apero“ Seite als Referenz genannt wird.

Zutaten pro Person
  • 100 g Feldsalat
  • 1 gekochte rote Beete
  • ½ Apfel
  • 1 Kerbelwurzel
  • 1 Esslöffel Kürbiskernöl
  • 2 Esslöffel Olivenöl
  • 2 Esslöffel weisser Balsamico
  • Pfeffer und Salz
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Feldsalat mit rote Beete, Apfelspalten und Kerbelwurzeln

Gargantua 17:29